
Wer schon einmal einen Fernwanderweg gemacht hat, wird sich hier vielleicht fragen: Was hat der Arlberg Trail zu bieten? Da ich für längere Touren meist in den Westalpen unterwegs war, ist es auch für mich eine neue Erfahrung. Und so mache ich mich auf den Weg, um herauszufinden, wie viel Abenteuer in drei Tagen steckt.
Der Arlberg Trail ist ein noch junger Fernwanderweg, erst 2021 ins Leben gerufen. Er verbindet die fünf Arlberg-Orte St. Anton, St. Christoph, Stuben, Zürs und Lech. In drei Etappen führt er über aussichtsreiche Höhenwege, durch alpine Täler und vorbei an Bergseen – immer mit der Kulisse der mächtigen Arlberg-Gipfel im Blick. Besonders charmant: Der Trail kombiniert das Erlebnis einer echten Mehrtagestour mit Komfort. Wer möchte, lässt sein Gepäck von Etappe zu Etappe transportieren und genießt abends die Gastfreundschaft der Hotels in den Dörfern. Neben der Originalroute gibt es auch eine moderate und eine gemütliche Variante. Alle drei starten und enden in St. Anton, mit Etappenzielen in Stuben und Lech – drei Tage voller Vielfalt.
St. Anton am Arlberg – Tiroler Charme mit viel Historie
Der Komfort beginnt schon mit der Anreise: Mit dem österreichischen Railjet bin ich von Zürich in etwas mehr als zwei Stunden nach St. Anton unterwegs. Beim Blick aus dem Fenster zieht die Bergwelt vorbei, die Vorfreude steigt, und ich kann mich entspannt mental auf die Wanderung einstimmen. Kurz vor der Ankunft geht’s durch den Arlberg-Eisenbahntunnel – ein beeindruckendes Stück Geschichte zwischen Vorarlberg und Tirol.
Angekommen im Hotel Alte Post, werde ich herzlich empfangen und kann erstmal im Wellnessbereich entspannen. Perfekt, um mit frischen Kräften in die Berge zu starten! Wer Lust hat, sollte auch das Museum von St. Anton besuchen: Hier erfährt man, wie wichtig die Ost-West-Verbindung über den Arlberg war, welche Rolle die Arlbergbahn spielte und wie der Tourismus – vor allem der Skitourismus – die Region geprägt hat.
Von St. Anton nach Stuben – die erste Etappe
Los geht’s mit der Galzigbahn auf rund 2.100 m. Unsere Wander-Gruppe wird begleitet von Berg- und Wanderführer Martin, der uns mit spannenden Geschichten zur Region versorgt und dafür sorgt, dass der Rhythmus für alle passt. Wegen der schlechten Sicht und Regenprognose entscheiden wir uns heute für die moderate Variante.
Nach dem Abstieg nach St. Christoph erreichen wir die Nähe der Passhöhe – und damit die Grenze zwischen Tirol und Vorarlberg. Die Wolken hängen tief, die Landschaft wirkt wie in Watte gepackt, und Seen und Moorlandschaften tauchen geheimnisvoll aus dem Nebel auf.
Mittags kehren wir in der Kaltenberghütte ein. Ich könnte hier ewig sitzen bleiben: Würzige Käsespätzle und karamellisierter Kaiserschmarrn – echte österreichische Klassiker, die so richtig glücklich machen.
Der teilweise verregnete Abstieg nach dem üppigen Mittagessen führt ins kleine, im Sommer fast einsame Dorf Stuben. Im schicken Boutiquehotel „Das Johann“ können unsere Muskeln in der Sauna regenerieren. Unter dem sympathischen Motto „Stuben Rocks“ gehört auch das Fuxbau-Restaurant zum Hotelverbund – und hier wartet ein absolutes Highlight: Chefkoch Markus Gitterle kredenzt ein saisonales Gourmet-Menü, bei dem regionale Produkte im Vordergrund stehen, deren Erzeuger er persönlich kennt. Kein Wunder, dass er von Gault & Millau mit drei Hauben ausgezeichnet wurde. Ich genieße jeden Bissen und freue mich, dass gutes Essen ein fester Bestandteil des Trails ist.
Von Stuben über Zürs nach Lech – die zweite Etappe
Auch die zweite Etappe startet neblig und mysteriös. Über den Flexenpass wandern wir nach Zürs, wo die Sonne endlich ein paar Strahlen schickt und uns freie Blicke auf die umliegenden Gipfel gönnt. Zürs wirkt im Sommer fast gespenstisch einsam – kein Wunder, der Ort ist vor allem auf Wintertourismus ausgelegt.

Mit der Seekopfbahn geht es ein Stück weiter, und ich kann tatsächlich ein paar Murmeltiere beobachten – Momente, die den Weg unverhofft bereichern. Im Seekopf Panorama Restaurant legen wir eine frühe Mittagspause ein. Die Auswahl zwischen Knödeln, Frittatensuppe und Gröstl fällt schwer, aber alles schmeckt super.
Am Madlochjoch auf über 2.400 m erreichen wir den höchsten Punkt der Etappe – und von hier geht’s rund 1.000 m bergab. Auf dem Weg nach Lech fällt der architektonisch interessante Würfel auf dem Stierlochkopf auf: eine Biwakschachtel, die weniger Notunterkunft als Kunstwerk ist – perfekt, um die Bergwelt aus einer anderen Perspektive zu erleben. Sonnenaufgänge und -untergänge hier müssen spektakulär sein!
In Lech checken wir im Hotel Gotthard ein. Highlights: das hauseigene Café Gotthard, die kleine Brauerei Omes und ein sehr angenehmer Wellnessbereich – perfekt, um nach dem langen Tag zu entspannen.
Von Lech zurück nach St. Anton – die Königsetappe
Vorweg: Diese dritte Etappe unterscheidet sich komplett von den beiden vorherigen. Konditionell wird deutlich mehr gefordert, dafür taucht man als Belohnung tief in die hochalpine Natur ein – fernab von Skiliften, Passstraßen und allen Spuren der Zivilisation.
Los geht’s mit der Rüfikopfbahn, die uns auf rund 2.300 m bringt. Der Aufstieg zur Raukopfscharte ist wunderschön, und auf dem Pass erreichen wir die Grenze zu Tirol. Die Fernsicht ist überwältigend, und ein Adler kreist majestätisch zwischen den Gipfeln.
Die Stuttgarter Hütte überrascht mit einem ganz eigenen Flair: Tibetisch-buddhistische Gebetsfahnen wehen über dem Eingang, und der Nepalese Ang Kami Lama bewirtet uns. Zum Mittagessen gibt es Momos – mit extra scharfer Sauce auf Wunsch – und ich fühle mich für einen Moment wie in Nepal.
Am Nachmittag erspähen wir in der Ferne Steinböcke, bevor es erst steil abwärts und dann wieder steil aufwärts geht. Der finale Anstieg Richtung Valluga hat es in sich: rund 930 positive Höhenmeter von der Talsohle aus, steilere Passagen mit Ketten und Seilen, leichtes Kraxeln im Fels und Geröllfelder. Die Anstrengung macht sich bemerkbar – doch gerade dieser Mix aus Herausforderung und Ausblick ist es, der den Reiz einer alpinen Tour ausmacht. Am Ende rundet diese technisch anspruchsvollere Etappe den Arlberg Trail perfekt ab.
Der Arlberg Trail – Sportliches Komfort-Trekking
Zurück in St. Anton lassen die Erlebnisse der drei Tage langsam nachwirken. Über 40 Kilometer und jede Menge Höhenmeter liegen hinter uns – was bleibt, ist nicht nur ein einzelner Moment, sondern das Gesamterlebnis, das diese Tour für mich so einzigartig macht.
Anders als auf vielen Fernwanderwegen übernachtet man hier nicht in Berghütten mit Massen-Schlafsälen, sondern erlebt die Dörfer des Arlbergs mit all ihrer Gastfreundschaft, ihren Restaurants und Hotels. Gleichzeitig ist der Trail keine einfache Talwanderung: Dank der Lift-Tickets geht es regelmäßig auf alpine Höhen – eine perfekte Mischung aus Sport, Natur und Komfort.
Für alle, die keine eigene Tourenplanung machen möchten, bietet ASI Reisen das komplette Paket als individuell durchführbare Trekkingreise an – mit Gepäcktransport, Unterkunft in Standard oder Komfort Plus und allen nötigen Liftstrecken. Ab 2026 soll es bei ASI auch eine Gruppenreise mit Wanderführer geben. Wer die Tour selbst plant, kann das Arlberg Trail Ticket für alle Liftfahrten kaufen.
Praktische Tipps und Anforderungen
Reisezeit: Der Arlberg Trail ist eine alpine Fernwanderung und für die Sommermonate konzipiert. Anfang Juli sollten die Schneefelder verschwunden sein, und bis Ende September sind alle Bergbahnen in Betrieb. In diesem Zeitraum kann man auf dem Arlberg-Trail wandern.
Ausrüstung: Gute, wasserdichte Schuhe mit stabiler Sohle sind ein Muss – auch für Trail-Runner. Stöcke helfen bei Abstiegen und im Geröll, beim Kraxeln lieber kurz verstauen. Rucksack: 15–20 Liter reichen aus, wenn der Gepäcktransport genutzt wird, sonst größer. Wind- und Regenschutz gehört immer ins Gepäck.
Fitness: Wer bereits Wanderungen mit ca. sechs Stunden Bewegungszeit und 1.000 Höhenmetern schafft, ist für den Arlberg Trail bestens gerüstet. Die letzte Etappe erfordert Kondition, ist aber für fitte Wanderer machbar. Wer zum ersten Mal eine mehrtägige Tour wagt, findet beim Arlberg Trail einen tollen Einstieg.
Varianten: Wer möchte, kann von Etappe zu Etappe zwischen Original, moderater oder gemütlicher Variante wechseln – so passt die Tour perfekt zu Kondition und Wetter. Auf der letzten Etappe sollte man die letzte Talfahrt der Vallugabahn um 16:10 Uhr im Blick behalten. Wer noch etwas extra Abenteuer möchte, kann z. B. auf der ersten Etappe den Wirt besteigen und eine grandiose Aussicht über die Arlberg-Region genießen.
Was bleibt

Kaum zuhause angekommen, merke ich, wie die Eindrücke noch nachhallen. Die Kombination aus Wandern, Panorama, kulinarischen Momenten und komfortablen Hotels macht den Arlberg Trail für mich besonders – ein kurzes, intensives Abenteuer, bei dem man alles bekommt, was eine Bergtour ausmacht, ohne auf Annehmlichkeiten verzichten zu müssen.
Schon jetzt denke ich darüber nach, welche versteckten Pfade und Gipfel ich bei meinem nächsten Besuch erkunden will. Neue Etappen, kleine Abstecher, vielleicht ein noch einsameres Tal – die Region hat einfach viel zu bieten.
Für alle, die Lust auf Natur, Bewegung und Genuss haben, aber nicht gleich zwei Wochen am Stück unterwegs sein wollen, ist der Arlberg Trail ein echtes Highlight. Für mich steht fest: Der Arlberg sieht mich bald wieder.
Mehr Informationen
Detaillierte Infos zu den Etappen, Buchungsmöglichkeiten, digitalen Karten und aktuellen Wegbedingungen findest du auf der offiziellen Website des Arlberg Trails. Der Tourismusverband bietet dort alles, was du für deine Planung brauchst – von Ticketpreisen bis zu Alternativrouten.
Text und Bilder (sofern nicht anders gekennzeichnet): Hannes Eckardt, Nachdruck, auch in Auszügen, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verfassers.
Weiteres Reisethema auf Outdoor Elements: Der Forsterhof in Algund – unvergessliche Wandererlebnisse im Meraner Land.