
Das Wasserflugzeug gleitet sanft über die endlose Palette aus Blau- und Türkistönen hinweg. Unter uns erstreckt sich ein lebendiges Mosaik aus Atollen, wie Perlen auf einer unsichtbaren Kette aufgereiht. „Papa, das sieht aus wie in einem Videospiel”, flüstert Carlos (13) und drückt seine Nase gegen das kleine Flugzeugfenster. Sein Staunen ist ansteckend – auch wir Erwachsenen können unsere Augen kaum von diesem Naturschauspiel wenden.
Die Malediven empfangen uns mit einer Stille, die in unserem digitalen Alltag längst verloren gegangen ist. Hier ticken die Uhren anders – oder vielleicht gar nicht. Doch diese Traumdestination bietet weit mehr als nur Postkarten-Idylle: Sie zeigt eindrucksvoll, wie Luxustourismus und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können.
Station 1: Avani+ Fares – Wo Abenteuer auf Nachhaltigkeit trifft
Unser erstes Zuhause auf dem Wasser ist das Avani+ Fares Resort. Mit insgesamt 176 Overwater- und Strand-Bungalows sowie Zimmern fühlt es sich dennoch wie ein gemütliches Dorf an. Carlos entdeckt schnell den Teens Club mit Playstation, Kicker und Billard – doch das wahre Abenteuer wartet vor der Haustür.

Ein lebendiges Hausriff als natürliches Aquarium
Das Hausriff des Resorts entpuppt sich als spektakuläres, lebendiges Aquarium. Beim ersten Schnorchelgang gleiten wir über bunte Korallengärten mit Fischen in allen Größen, die wie farbenfrohe Unterwasserstädte anmuten. Carlos taucht zum ersten Mal tiefer und kommt mit leuchtenden Augen an die Oberfläche: „Da unten ist eine ganz andere Welt!”

Die Leidenschaft der Mitarbeiter für ihren Arbeitsplatz ist spürbar. Bei der Staff Party am Abend lernen wir Menschen aus aller Welt kennen. An der größten Rum-Bar der Malediven lauschen wir faszinierenden Geschichten über Meeresschutz und moderne Nachhaltigkeitskonzepte.
Hanifaru Bay: Begegnung mit den Giganten der Meere
Mit dem Ausflugsboot geht es in gut einer Stunde durch das Baa Atoll zur Hanifaru Bay – einem UNESCO-Biosphärenreservat. Unsere Schnorchel-Guides Lyce und For erklären, dass hier normalerweise riesige Mantarochen schwimmen. Doch die Natur hat ihre eigenen Pläne: Statt der erhofften Mantas entdecken wir in einer nahegelegenen Bucht etwas ebenso Magisches – sieben bis acht Meeresschildkröten gleiten elegant durch das kristallklare Wasser.

Eine ist so groß wie ein Couchtisch! Als sie neben mir auftaucht, halte ich den Atem an. In ihren uralten Augen liegt die Weisheit der Meere. Die Schildkröten lehren uns eine wichtige Lektion: Manchmal sind die ungeplanten Begegnungen die wertvollsten. Der Meeresschutz ist hier nicht nur Theorie – er ist gelebte Realität.

Station 2: Soneva Fushi – Barfuß-Luxus im Dschungelparadies
Unser zweites Zuhause könnte nicht unterschiedlicher sein. Soneva Fushi empfängt uns mit dem Motto „No News, No Shoes” – ein Konzept, das sofort funktioniert. Die riesigen Villen verstecken sich zwischen 120 Jahre alten Bäumen, und 400 Hasen hoppeln frei über die Insel.

Abenteuer im Dschungel-Feeling
„Das ist wie im Dschungel”, staunt Carlos, als wir an der Zip-Line durch die Baumwipfel sausen. Für einen Moment vergessen wir, dass wir auf einer Malediven-Insel sind. Jennifer aus dem Marketing erzählt lachend, dass sie hier das Radfahren gelernt hat, aber nach zwei Jahren noch nie in ihrem Leben schnorcheln war – „weil ich keine gute Schwimmerin bin!”

Zero-Waste-Philosophie wird gelebt
Die Nachhaltigkeitsphilosophie des Resorts ist beeindruckend: Eine eigene Glasrecyclinganlage, Upcycling-Workshops und die Restaurants „Out of the Blue” und „Fresh in the Garden” machen Erlebnisgastronomie und Nachhaltigkeit schmackhaft. Während dem Abendessen erzählt Carlos begeistert von seinem Besuch im Eco Centro: „Wir haben da mit recyceltem Glas Sachen gebaut. Aus alten Flaschen haben wir bunte Fenster gemacht. Und ich habe einen Fisch aus Treibholz geschnitzt. Amy, die Meeresbiologin, hat gesagt: ‚Wenn du willst, kannst du Meeresheld werden.’ Ich hab’s mir notiert.”

Sterne über dem Indischen Ozean
Der Höhepunkt des Abends ist der Besuch im Observatory oberhalb des „Fresh in the Garden” mit Shizu, der Astronomin. Eine Malediverin mit der einnehmenden Ausstrahlung einer kalifornischen Frohnatur und dem Fachwissen eines Professors erzählt uns von Sternen, Galaxien und Planeten. Obwohl Wolken unsere Sicht versperren, sind wir gefesselt von ihren Geschichten über die Unendlichkeit des Universums.

Station 3: Soneva Jani – Wo Träume Wasserrutschen haben
Soneva Jani ist wie ein anderer Planet. Unsere Overwater-Villa hat eine eigene Wasserrutsche ins Meer! „Ich fühle mich wie der Kapitän meines eigenen Traumschiff-Decks, von dem ich Saltos ins Meer springen kann – wenn nicht gerade ein Babyhai oder ein Rochen vorbeischwimmt”, strahlt Carlos. „Aber das Coolste ist die Hängematte mitten im Indischen Ozean.”

Korallenzucht als Zukunftsprojekt
Durch das Wasser erreichbar vom Restaurant „The Gathering” liegt der Coral Garden nahe dem North Jetty. Hier züchten sie neue Korallen – wie in einem Unterwasser-Garten! „Beim Schnorcheln fühle ich mich wie in einem riesigen Aquarium mit tausenden bunten Fischen. Mama sagt, das ist die Zukunft – Menschen, die der Natur helfen, sich zu erholen.”
Familienfreundlichkeit mit Herausforderungen
Für Familien mit Kindern bis maximal 12 Jahre sind die Malediven-Resorts ein Traum – vor allem aufgrund der wie kleine Disneylands konzipierten Kids Clubs. Hier können Kinder mit Gleichgesinnten unter Anleitung qualifizierter Mitarbeiter spielen, basteln, ihr eigenes Essen kochen, im Wasser toben und dabei spielerisch etwas über Nachhaltigkeit lernen.

Die Herausforderung für Teenager
Für Teens ist das Angebot meist überschaubar, wie auch Manjit Kumar Gosh, Resort Manager von Soneva Fushi, beim gemeinsamen Mittagessen eingesteht: „Teens sind für uns aktuell das kritische Alter, wenn es darum geht, Familien für eine Malediven-Reise zu begeistern, da ihnen hier teilweise die gewünschte Action fehlt. Wir sind uns dessen bewusst und versuchen durch spezielle Angebote zu Wasser und zu Land auch für diese Zielgruppe attraktiv zu sein.”

Für sportlich aktive und wasseraffine Teens gibt es jedoch genug zu tun – und manchmal hilft es auch, sich das Wort Langeweile vor Augen zu führen, um zu erkennen, welch ein Luxus das sein kann.

Die Lektion des Ozeans
Am letzten Abend sitzen wir zu dritt am Strand von Soneva Jani. Die Sonne taucht den Himmel in Rot und Orange, während sanfte Wellen unsere Füße umspülen. „Wie wird das hier in 20 Jahren aussehen?”, fragt Carlos nachdenklich. Es ist die Frage einer Generation, die verstanden hat: Schönheit und Verantwortung gehören zusammen.
Die Malediven haben uns nicht nur gezeigt, wie Paradies aussieht – sie haben uns gelehrt, dass dieses Paradies nur dann bestehen bleibt, wenn wir alle zu seinen Hütern werden. Carlos nimmt ein letztes Stück Plastik vom Strand auf – eine Geste, die er auf den Inseln gelernt hat. „Du bist die Zukunft”, hatte ein Mitarbeiter zu ihm gesagt.

In diesem Moment wissen wir: Diese Reise war mehr als Urlaub. Sie war der Beginn einer lebenslangen Verpflichtung. Die Malediven haben uns verändert – und das türkisblaue Wasser hat tiefere Spuren hinterlassen als im Sand.
Text: Florian Schmidt. Nachdruck, auch in Auszügen, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verfassers. Bilder Florian Schmidt, falls abweichend siehe © Bildtext.
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