Der Goldsteig im Böhmerwald – Wandern im Grünen Herzen Europas

Goldsteig
Der Goldsteig im Böhmerwald bietet einsame, gut markierte Wege und beeindruckende Aussichten © outdoor-elements.de
Erlebe eine unvergessliche Wanderung auf dem Goldsteig im Böhmerwald in Tschechien – voller Natur, Geschichte und beeindruckender Ausblicke.
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Der Goldsteig im Böhmerwald bietet einsame, gut markierte Wege und beeindruckende Aussichten © outdoor-elements.de

Wer auf der Suche nach einem Wandererlebnis abseits der ausgetretenen Pfade ist, sollte den Goldsteig auf seine Liste setzen – insbesondere den Zlata Stezka, wie der Abschnitt im Böhmerwald auf der tschechischen Seite genannt wird. Zwischen uralten Wäldern, verborgenen Moorlandschaften und historischen Burgen entfaltet sich hier eine der eindrucksvollsten Regionen Mitteleuropas. Wir waren vor Ort und möchten Euch die Region vorstellen.

Ein Weg, zwei Länder, viele Geschichten: Der Goldsteig

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Das weiß-gelb-weiße Baumzeichen sorgt für Orientierung auf den einsamen Wegen des tschechischen Goldsteigs  © Josef Štemberk / Správa Národního parku Šumava

Der Goldsteig zählt zu den renommiertesten Fernwanderwegen Europas. Zu den 660 Wanderkilometern des bayerischen Goldsteigs kommen weitere 289 Kilometer auf der tschechischen Haupttrasse hinzu. Mit Zubringerwegen und Querverbindungen ist das internationale Wanderwegenetz rund 2.000 Kilometer lang. So verbindet das Wegenetz des Goldsteigs Nordbayern mit Südböhmen und durchquert dabei zwei Nationalparks: den Bayerischen Wald und den Šumava, wie der Böhmerwald in Tschechien genannt wird.

Der Name Goldsteig stammt aus dem Mittelalter, als über diesen Weg der überaus lukrative Salzhandel abgewickelt wurde. Besonders in der Grenzregion war der Goldsteig jahrhundertelang eine wichtige Verbindung für Händler, Pilger und Reisende.

Auf der deutschen Seite führt der Goldsteig von Passau über den Bayerischen Wald bis in den Oberpfälzer Wald. In Tschechien verläuft die Route durch Südböhmen bis in die Pilsner Region, wobei die Strecke durch den Böhmerwald zu den ursprünglichsten zählt. Dichte Wälder, verwunschene Moore, klare Bergseen und kaum berührte Natur geben hier den Ton an – ein Eldorado für Naturliebhaber und Wanderer, die die Ruhe suchen.

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Einsame Pfade warten im Böhmerwald auf entdeckungslustige Wanderer   © outdoor-elements.de

Der tschechische Abschnitt ist im Vergleich zur deutschen Seite weniger touristisch erschlossen, was ihn für Puristen umso reizvoller macht. Viele Streckenabschnitte verlaufen durch das Schutzgebiet des Nationalparks Šumava, einem der größten zusammenhängenden Waldgebiete Mitteleuropas.

Unsere Reise beginnt in Philippsreut, dem kleinen Grenzort zwischen Bayern und Tschechien, und führt uns über Kubova Hut, Vimperk, Kašperské Hory, Prášily bis hin nach Bayerisch Eisenstein. Eine Tour voller Geschichte, Natur und stillem Glück.

Etappe 1: Philippsreut – Kubova Hut (ca. 20 km)

In Philippsreut, wo der Goldsteig die Grenze nach Tschechien überschreitet, beginnt ein Abschnitt des Weges, der mit seiner Ursprünglichkeit beeindruckt. Schon kurz hinter dem Ort lässt man die Zivilisation hinter sich und taucht ein in die stille, grüne Welt des Böhmerwalds. Der Weg führt durch dichte Fichtenwälder, vorbei an kleinen Bächen und ehemaligen Schmugglerpfaden.

Bald erreichen wir Strážný. In der örtlichen Cremista bei Stanislav Cák gibt es hervorragendes, selbstgemachtes Eis.

Das Mangoeis ist ein echtes Highlight  © outdoor-elements.de

Von Strážný aus steigt der Weg allmählich an, vorbei an einer abwechslungsreichen Landschaft aus Lichtungen und Hochwald. Sehr empfehlenswert ist ein Abstecher zum Soumarské-Torfmoor-Lehrpfad mit Aussichtspunkt. Hier in der Nähe der Stadt Lenora wird ein ehemaliges Torfabbaugebiet renaturiert. Die einzelnen Schritte werden im Rahmen eines Lehrpfades anschaulich erklärt.

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Josef Štemberk von der Nationalparkverwaltung und sein Team führen interessierte Wanderer über den Lehrpfad   © outdoor-elements.de

Der Pfad ist erst ab Juni bis in den Herbst hinein geöffnet, damit im Frühjahr die Wildtiere nicht gestört werden.

Weiter geht’s zum Zielort der ersten Etappe. Kubova Hut, auf etwa 1000 Meter gelegen, ist der höchstgelegene Bahnhof Tschechiens. Ein idealer Ort zum Übernachten – ruhig und umgeben von Wald.

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Der höchstgelegene Bahnhof Tschechiens liegt in Kubova Hut  © outdoor-elements.de

Wer noch fit ist, sollte unbedingt weitergehen und den Boubin besteigen, mit 1362 m einer der höchsten Berge der Umgebung. Seit 2005 steht auf dem Gipfel des Boubin ein 21 m hoher Aussichtsturm. Das überschaubare Eintrittsgeld kann am Automaten per Kreditkarte bezahlt werden.

Von oben bietet sich ein beeindruckender Ausblick über den östlichen Böhmerwald, bei klarem Wetter kann man von hier bis in die Alpen schauen.

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Der Turm von unten und die Aussicht von oben…  © outdoor-elements.de

Falls die müden Beine den erforderlichen Aufstieg nicht mehr hergeben, reicht es vielleicht noch für einen Besuch im örtlichen Goldsteig-Museum. Es befindet sich gegenüber dem Bahnhof und liefert Auskunft über die Geschichte des Goldsteigs und der Region.

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Das Goldsteig Museum ist einen Besuch wert  © outdoor-elements.de

Unser Übernachtungstipp ist das Hotel Kristian 1000. Es kann mit einem Wellnessbereich inklusive Pool sowie reichhaltigem Speiseangebot punkten.

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Das Hotel Kristian 1000 ist nur 400 m vom Bahnhof Kubova Hut entfernt  © outdoor-elements.de

Etappe 2: Kubova Hut – Vimperk (ca. 17 km)

Am nächsten Morgen geht es weiter Richtung Vimperk, einer kleinen Stadt mit historischer Altstadt und einem charmanten Schloss. Der Weg verläuft zunächst auf weichen Waldwegen und später über offenes Gelände. Unterwegs durchqueren wir Hochlagenwälder mit moosbedeckten Felsen und genießen immer wieder Ausblicke ins Tal.

Unsere Empfehlung für ein reichhaltiges Mittagessen ist das Restaurant Vodnik, hier kann man bei schönem Wetter am Wasser sitzen und gutes Essen genießen. Zudem gehört ein modernes, geschmackvoll gestaltetes Hotel zum Haus.

Ein guter Ort für eine Pause ist das Restaurant Vodrik  © outdoor-elements.de

Vimperk war einst ein Zentrum der Glasherstellung und des Buchdrucks – Spuren dieser Geschichte finden sich noch heute im Stadtbild. Besonders sehenswert: die gotische Kirche Mariä Geburt, das Schloss Vimperk mit dem Regionalmuseum und der historische Stadtkern mit seinen verwinkelten Gassen.

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Das Schloss Vimberk wird derzeit aufwendig restauriert und verfügt über eine sehenswerte Ausstellung über das Leben im Böhmerwald  © B. Fajkusova / CzechTourism

Etappe 3: Vimperk – Kašperské Hory (ca. 22 km)

Von Vimperk verläuft der Weg über die klassische Goldsteig-Route. Diese Etappe ist eine der reizvollsten der Tour, denn sie kombiniert historische Stätten mit großartiger Landschaft. Bald erreichen wir die Wälder oberhalb des Flusstals der Otava. Die Geräusche der Zivilisation treten wieder zurück, und es bleiben nur die Klänge des Waldes und das gleichmäßige Knirschen der Stiefel auf dem Waldboden.

Auf dem Weg nach Kašperské Hory lohnt ein Abstecher zur Burg Kašperk, der höchstgelegenen Burg Böhmens. Sie thront majestätisch über dem Tal und bietet Aussichten bis weit in den Bayerischen Wald.

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Blick aus dem Turm in den Innenhof der Burganlage Kašperk  © B. Fajkusova / CzechTourism

Verpasst danach nicht den Abstecher zum Aussichtspunkt bei der Ruine Pustý Hrádek, von hier aus hat man einen spektakulären Blick auf die Burg. Der Aufstieg dorthin beginnt direkt am Parkplatz unterhalb der Burg Kašperk und dauert nur eine gute Viertelstunde.

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Blick auf die Burg vom Aussichtspunkt bei der Ruine Pustý Hrádek  © B. Fajkusova / CzechTourism

Kašperské Hory selbst ist ein hübscher, kleiner Ort mit langer Goldgräbertradition. Die Stadt diente im Mittelalter als Verwaltungszentrum für die umliegenden Goldminen – noch heute erinnert vieles an diesen goldenen Abschnitt der Geschichte.

Falls Ihr Euch in Kašperské Hory ein Hotel nehmen wollt, schaut Euch das Parkhotel TOSCH an. Im Haus gibt es auch ein empfehlenswertes Restaurant.

Etappe 4: Kašperské Hory – Prášily (ca. 24 km)

Diese Etappe führt durch die stille Mitte des Nationalparks Šumava. Der Weg verläuft durch weitläufige Wälder, in denen sich die Natur fast völlig selbst überlassen ist.

Dabei bietet sich ein Abstecher nach Dobra voda an, was so viel wie „gutes Wasser“ bedeutet. Hier gibt es eine Quelle, die heilende Wirkung haben soll. Der Sage nach heilt das Benetzen der Augen mit Quellwasser diverse Augenkrankheiten, selbst völlige Erblindungen sollen hier schon kuriert worden sein. Ob Ihr das ausprobieren wollt, bleibt Euch selbst überlassen.

Ganz in der Nähe findet Ihr zudem die sehenswerte St.-Vintíř-Kirche sowie das Šimon Adler Museum.

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Die St.-Vintíř-Kirche beeindruckt mit einem einzigartigen Glasaltar  © outdoor-elements.de

Prášily, unser Tagesziel, ist ein kleines, beschauliches Dorf. Es gibt hier einige gemütliche Pensionen, ein Informationszentrum des Nationalparks und den höchstgelegenen Botanischen Garten der Tschechischen Republik mit Pflanzenarten aus aller Welt. Der Ort liegt abgeschieden, aber genau das macht seinen Reiz aus – ein Ort zum Ankommen und Durchatmen.

Etappe 5: Prášily – Bayerisch Eisenstein (ca. 23 km)

Die letzte Etappe unserer Wanderung führt uns durch das Herz des Böhmerwalds – vorbei an stillen Seen, alten Wäldern und einsamen Pfaden. Ein besonderes Highlight ist der Laka-See (Jezero Laka), der kleinste Gletschersee des Böhmerwalds. Mit seinen schwimmenden Torfinseln und der malerischen Lage wirkt er wie aus einer anderen Welt.

Von dort aus geht es weiter durch Wälder, in denen sich die Spuren der Vergangenheit mit der unberührten Natur vermischen.

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Solche Ausblicke genießt man im Böhmerwald immer wieder © B. Fajkusova / CzechTourism

Verlassene Weiler und versteckte Kapellen erzählen von der bewegten Geschichte der Region – insbesondere der Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg und der anschließenden Grenzsperrzone im Kalten Krieg.

Immer wieder passiert man Gebäude, die nach dem 2. Weltkrieg aufgegeben wurden   © outdoor-elements.de

An unserem Ziel stoßen wir auf den Grenzbahnhof Bayerisch Eisenstein / Železná Ruda-Alžbětín – ein Symbol der Teilung und späteren Wiedervereinigung. Heute kann man hier wieder ungehindert über die Grenze gehen. Hier ist auch der Startpunkt der Waldbahn (RB 35), mit der man nach Plattling und von dort weiter an seinen Heimatort reisen kann.

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Die Waldbahn ist bei den Einheimischen für ihre Pünktlichkeit bekannt und beliebt  © outdoor-elements.de

Fazit: Der Goldsteig im Böhmerwald – Stille Wege, tiefe Eindrücke

Die Wanderung entlang des Goldsteigs auf der tschechischen Seite ist kein Massenprodukt. Sie ist etwas für Genießer – für Menschen, die die Stille lieben, die langsames Reisen schätzen und die Geschichte spüren wollen. Wer sich darauf einlässt, wird reich belohnt.

Wege wie diese sind ideal zum entspannten Wandern ohne Zeitdruck    © outdoor-elements.de

Von den weiten Wäldern bei Philippsreut über die historischen Städte Vimperk und Kašperské Hory bis zu den wilden Mooren rund um Prášily – jede Etappe hat ihren eigenen Charakter. Die Infrastruktur ist gut, aber nicht überlaufen. Die Preise für Unterkünfte und im Restaurant sind im Schnitt deutlich niedriger als auf der deutschen Seite. Und die Natur ist in vielen Teilen ursprünglicher als in fast jedem anderen Teil Mitteleuropas.

Der tschechische Goldsteig ist ein echter Geheimtipp für Outdoorfans, die das Besondere suchen.

Zahllose Heidelbeersträucher entlang des Weges laden zum Wiederkommen ein    © outdoor-elements.de

Falls Ihr vor oder nach der Wanderung auf einsamen Pfaden Lust auf einen Städtetrip bekommen habt, empfehlen wir Euch einen Besuch im nahegelegenen Passau. Die Stadt an Donau, Inn und Ilz war unser Ausgangspunkt auf dieser Reise und passt als Startpunkt des Goldsteigs auf der deutschen Seite perfekt zu einem Ausflug in den Böhmerwald. Mehr dazu findet Ihr am Ende dieses Beitrags.

Abschließende Tipps und Hinweise

Ausführliches Infomaterial gibt es auf der offiziellen Homepage des Goldsteigs, die vom Tourismusverband Ostbayern e.V. gepflegt wird. Reiseführer, Karten und sonstige Broschüren könnt Ihr Euch hier herunterladen oder in Papierform bestellen, der Versand ist kostenfrei. Die tschechische Webseite des Goldsteigs findet Ihr hier.

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Die Tourismusorganisationen von Tschechien und Bayern versorgen Euch auf Wunsch mit ausführlichem Infomaterial. Wir empfehlen besonders den Prospekt unten rechts…    © outdoor-elements.de

In Tschechien ist der Goldsteig übrigens mit einem orangefarbenen „S“ Symbol markiert, in Deutschland wird das gleiche Zeichen verwendet, allerdings ist es hier gelb.

Besonders interessant ist die Wanderung mit einem ortskundigen Guide. Wenn Ihr Euch für eine solche Begleitung interessiert, empfehlen wir Euch, Kontakt mit der Verwaltung des Nationalparks Böhmerwald aufzunehmen. Das Team um Josef Štemberk bietet auch deutschsprachige Guides und Führungen an und ist überaus hilfsbereit. Eine weitere empfehlenswerte Anlaufstelle ist die Firma Sumavaguides. Die Mannschaft um Gründer Roman Žaloudek bietet zahlreiche Führungen an und kennt sich im Böhmerwald sehr gut aus.

Ihr müsst nicht zwingend in Hotels oder Pensionen übernachten. Zelten ist auf sieben gekennzeichneten Übernachtungsplätzen entlang des Goldsteigs gestattet. Hier finden sich auch Johnnys, wie die Plastik-WCs in Tschechien heißen. Nur auf Waschgelegenheiten muss man verzichten. Weitere Infos zum Übernachten im Zelt gibt es unter diesem Link.

Es gibt sieben Übernachtungsplätze entlang der Route, die nacheinander erwandert werden können   © outdoor-elements.de

Wenn Euch einzelne Etappen zu lang sind oder Ihr die Reise insgesamt kürzer gestalten wollt, sind die öffentlichen Verkehrsmittel eine gute Alternative. Taxis sind vielerorts ebenfalls verfügbar und zumeist deutlich günstiger als in Deutschland.

Die Übersicht der Linienbusse („Grüne Busse“), die im Böhmerwald verkehren, findet Ihr hier, leider gibt es diese Seite nur auf Tschechisch. Wählt also bei Bedarf einen Browser, der automatisch übersetzt. Einen Übersichtsplan als PDF in tschechisch und deutsch könnt Ihr Euch hier herunterladen.

Das Auskunftsportal IDOS beinhaltet eine deutsche Sprachoption und bietet eine gute Fahrplanauskunft für das tschechische Busnetz. Alternativ nutzt České dráhy, hier gibt es allerdings nur eine englische Variante.

Ein letzter Rat zum Abschluss: Tschechien ist Teil der EU, aber nicht Teil der Europäischen Währungsunion. Ihr müsst also in Tschechischen Kronen bezahlen. Die meisten Läden akzeptieren Kreditkarten, trotzdem empfiehlt es sich, etwas Bargeld mitzuführen.

Diese Reise wurde unterstützt von CzechTourism, vom Tourismusverband Ostbayern e.V. sowie von der Bayern Tourismus Marketing GmbH. Einige Bilder und Informationen sind den Presseinformationen der o.g. Partner entnommen.

Weiteres Reisethema auf Outdoor Elements: Zu Besuch in Passau – Ein Wochenende zwischen Flüssen, Geschichte und Natur.

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