
Bock auf Mountainbiken mit der ganzen Familie? In der Tiroler Ferienregion Serfaus-Fiss-Ladis machen sechs Singletrails, neun Trails im Bikepark, Pumptrack und Skillpark, kleine und große Bike-Fans gleichermaßen happy – und sorgen für so manche Überraschung.
Serfaus-Fiss-Ladis bietet Bikespaß für alle
Kinder wissen ganz genau was sie wollen. „Spaß, Spannung und Schokolade!“, sagt Quirin und schaut treuselig. Für Schokolade ist Mama Melli zuständig, für Spaß und Spannung ich. Aber wie motiviert man einen Zehnjährigen für einen Familienurlaub mit seinen alten Herrschaften? Ganz einfach! Mit einem tollen Fully zu Weihnachten – und einem noch tolleren Kinderspielplatz, um es auszuprobieren.
Also ab nach Serfaus-Fiss-Ladis. Ins Lalaland aller Bike begeisterter Familien. Ich war vor über zehn Jahren mal hier, damals noch ohne Melli und Quirin. Seither hat sich in meinem Leben viel getan. Ebenso in Serfaus, Fiss und Ladis. Heute stehen die drei Dörfer für ein schier unendliches Wegenetz zum Mountainbiken. Und für den vielleicht besten Bikepark der Alpen für Klein und Groß. Schon am Parkplatz dringt es aus jeder Pore: „We are Family!“ Wir drei wollen herausfinden, ob der Claim von Serfaus-Fiss-Ladis mehr als nur ein platter Werbeslogan ist.

We are (Bike-)Family! Eine Urlaubsregion, die voll auf Familien setzt
Ab 40 tickt die Uhr: Man wird nostalgisch, ob man will oder nicht! Ich zum Beispiel denke oft an meine Bikeurlaube in den Wilden Zweitausendern zurück: Durango, Crested Butte, Whistler … Singletrails wie in den USA oder Kanada haben sich ins Gedächtnis gebrannt und sind unlöschbar. Aber mit Familie ziehst du einfach sehr viel kleinere Kreise um deine Heimat. Drei Stunden sind das Maximum, was ich von daheim in München fahren will. Wohin also? Ich erinnere mich an Serfaus-Fiss-Ladis. Wie gesagt, da war ich schon mal vor vielen Jahren. Damals waren diese drei Bergdörfer hoch über dem oberen Tiroler Inntal mit die ersten, die einen Bikepark bauten. Was daraus wohl geworden ist? Vielleicht muss ich für Biker’s Heaven gar nicht über den Großen Teich, sondern gerade mal zweieinhalb Autostunden von München gen Südwesten? Einen Versuch ist es wert. Mein Sohnemann ist Feuer und Flamme. Melli auch.
Gemeinsam surfen wir im Internet, finden Wege zum Mountainbiken, die in 2.600 Meter starten und direkt im Dorf enden. Und Trails wie „Morning Glory“ oder „Supernatural“ klingen in meinen Ohren herrlich nostalgisch – und nach großer weiter Bikewelt. Quirin freut sich am meisten auf einen Trail mit dem leckeren Namen „Milky Way“. Den fahren wir dann zur Einstimmung auch gleich drei Mal.

Drei Milky Ways an einem Vormittag? So schmeckt Familien-Mountainbiken
Nach drei Milky Ways hat Quirin aber genug von dem Kinderkram. „Ich will was g’scheid‘s fahren!“ Sagt’s und biegt in den „Supernatural“-Trail ab. Das Feine hier: Man wechselt ganz easy zwischen den neun Trails im Bikepark hin und her. „Milky Way“, „Morning Glory“ und „Vuelta“ sind leicht, „Strada del Sole“, beide „Supernaturals“ und der „Freeride Trail“ sind mittel, „Downhill“ und „Hill Bill“ sind schwer. Bei letzterem schanzen die Profis mit ihren fetten DH-Bikes sogar über eine Holzhütte. Das beeindruckt uns alle drei. Aber für mich gilt im Alter: No Airtime! Quirin dagegen probiert unten am Skillpark an der Talstation, wie das mit den Anliegern, Tables und Doubles so funktioniert. Hier kann man sich reuelos an höhere Weihen herantasten. Am besten natürlich unter Anleitung eines Profi-Fahrtechniktrainers vor Ort. Wie die Orgelpfeifen stehen die Schanzen hier Spalier: von 20 Zentimeter bis zwei Meter Höhe. Wir lassen unseren Sohn die Bodywave am Pumptrack ausprobieren und genehmigen uns erstmal einen Espresso. Ich habe mich mit Christian Zangerl verabredet. Der ist sozusagen der Hausmeister des Bikeparks und des Trailnetzes.

Aus dem Gröbsten heraus: Der Bikepark geht 2024 in seine zwölfte Saison
Christian Zangerl ist waschechter Tiroler. Und ein Urgestein der hiesigen Bike-Szene. Seit 2016 ist der 42-jährige Manager des Bikepark. Sein Auftrag: aus der familienfreundlichsten Urlaubsregion Tirols die familienfreundlichste Bikeregion Tirols zu machen. Die Zeichen stehen gut! „Das Besondere in Serfaus-Fiss-Ladis: Bei uns kommen nicht nur Profi-Downhiller auf ihre Kosten, sondern die ganze Familie!“ Dieses Jahr geht der Bikepark in seine zwölfte Saison. In den letzten Jahren hat sich hier jede Menge bewegt: Kids Park an der Talstation, Pumptrack, Training Area, Slopestyle Parcours, Landing Bag. Der Bikepark Serfaus-Fiss-Ladis wurde von anfänglich drei Strecken auf neun Lines erweitert. „Vom Dreikäsehoch bis zum Weltcupprofi ist bei uns wirklich für jeden was dabei!“, sagt Christian und lacht. Er selbst kommt aus der Nähe von Innsbruck, zog der Liebe wegen nach Fiss – und ist seit vier Jahren selbst stolzer Papa. Bald schon wird der kleine Noah Papas Bikepark rocken, keine Frage. „Entscheidend ist, dass man den Einstieg ins Mountainbiken so sanft und positiv wie möglich gestaltet“, sagt der Bikepark-Profi. „Ist die Türe einmal zugeschlagen, geht sie kaum mehr auf!“

Drei Dörfer als Türöffner in die faszinierende Welt des Mountainbikens
Damit die Tür für Kinder, Einsteiger und Fortgeschrittene gleichermaßen offensteht, hat die Waldbahn GmbH, Betreiber des Bikeparks und des Trailnetzes, eine Mannschaft aus circa 40 Frauen und Männern. „Zwölf davon kümmern sich fünf Tage die Woche jeweils neuneinhalb Stunden um die Trails“, erzählt Christian. Zweieinhalbtausend Stunden Trail-Shaping pro Monat – jetzt wird mir einiges klar. „Wir trennen ganz bewusst Wanderer und Mountainbiker“, sagt Zangerl. So entstanden rund um die drei Dörfer Serfaus, Fiss und Ladis abwechslungsreiche Erlebniswelten. Eine Win-win-Situation. Abenteuerspielplätze, Wohlfühlstationen, Barrierefreiheit für Kinder und Großeltern – die komplette Infrastruktur richtet sich hier auf Familien aus.
Serfaus-Fiss-Ladis steht nicht zufällig als Leuchtturm des ganzheitlichen Familientourismus weit über die Tiroler Grenzen hinaus. Aber wir lassen die Attraktionen namens „Familien-Coaster-Schneisenfeger“, „Serfauser Sauser“, „Fisser Flieger“ und „Skyswing“ links liegen und verziehen uns lieber hinauf zum Fisser Joch. Hier oben auf 2.436 Meter Höhe starten einige der schönsten Singletrails.

Am Fisser Joch haben Biker die Wahl: Zirbentrail, Jochtrail oder Frommestrail?
Wir verabschieden uns von Christian und treten die paar Meter vom Bikepark hinüber nach Fiss und zur Talstation der Schönjochbahn. In zwei Sektionen geht’s hinauf auf stramme 2.436 Meter Höhe.
Gäste, die in den ausgewiesenen Partnerbetrieben nächtigen, erhalten die Super. Sommer. Card. in der Unterkunft beim Check-in für die Dauer ihres Aufenthaltes. Damit können sie auch die Serfauser Dorf-U-Bahn nutzen. Ja, richtig gehört – U-Bahn! In ganz Österreich gibt es zwei Orte mit Metro: Die Millionenmetropole Wien und das ehemalige Bergbauerndorf Serfaus mit seinen gut tausend Einwohnern! Größenwahn eines neureichen Tourismusorts? Im Gegenteil: Die kleinste, höchstgelegene und auf Luftkissen schwebende U-Bahn der Welt dient seit 1985 der Verkehrsberuhigung des Dorfes und schont damit die Nerven von Einheimischen und Gästen in den touristischen Stoßzeiten.

Sparen mit dem All-Mountain-Bike-Ticket
Zurück zur Super. Sommer. Card.: Mit ihr spart man auch beim „All-Mountain-Bike-Ticket“. So gondeln wir also ganz entspannt hinauf aufs Fisser Joch. Und geradewegs zum Bergrestaurant „BergDiamant“ mit seinem Eine-Million-Euro-Panorama ins Inntal, hinüber ins Kaunertal, zur Zugspitze und zum Ortler.
Das Fisser Joch ist einer von mehreren Einstiegen in die ausgedehnte Singletrailwelt, 1.000 Meter über den drei Dörfern. Ein Netz an schmalen Wegen zum Mountainbiken überzieht den Berg. Wir nehmen gleich mal den „Zirbentrail“, mit 9,1 Kilometern der längste Singletrail in Serfaus-Fiss-Ladis, der nordseitig vom Zwölferkogel Almbahn Talstation führt.
Der Trail fährt sich sehr flüssig und führt durch einsame Berg- und Waldlandschaften. Für mich die reinste Wohltat nach dem wuseligen Bikepark am Vormittag. „Da will ich auch rauf!“, bettelt Quirin, als er sieht, wie ein paar Biker in die Gondelbahn einsteigen. Wenige Minuten später stehen wir drei ganz oben, auf knapp 2.600 Metern Höhe. Auf einem leichten Trail düdeln wir wieder hinab zum Fisser Joch, wo sich die alles entscheidende Frage stellt: Jochtrail oder Frommestrail?

Family Affairs à la Tirol: der unendliche Sinkflug über den Frommestrail
Mit zehn Jahren kann man schon eigene Entscheidungen treffen: Lego oder Playmobil? Playstation oder Wii? Jochtrail oder Frommestrail? Quirin entscheidet aus dem Bauch heraus. Und goldrichtig!
Der Frommestrail ist nicht umsonst einer der legendärsten Schmalwege Tirols. Los geht’s – bergauf! Der kleine Held mault leise vor sich hin, als er hoch zum Schönjoch schiebt. Habe ich „Schmiermittel“ in Form von Gummibärchen dabei? No! Aber es sind auch nur 60 Höhenmeter, dann stehen wir schon am imposanten Gipfelkreuz und schauen hinab nach Fiss. „Da runter?“ Ich schmunzle heimlich in mich hinein, wie der Tiefblick leicht an seinem kleinen Nervenkostüm zerrt. Aber alles halb so wild! Ein schmaler, oftmals steiniger, manchmal gerölliger, selten felsiger Singletrail windet sich in unzähligen Kehren hinab zu einem Speichersee und zum weithin sichtbaren Frommeskreuz. Dieser Abschnitt ist wahrscheinlich die größte Murmelbahn der Welt.
Nach einem kurzen Händeausschüttler und einem großen Schluck aus dem Camelbak wird der Trail nach dem Kreuz steiler und schottriger, bevor er sich durch ein weites Almgelände schlängelt. Nach ein paar netten Wurzelpassagen endet der Singletrail in der Nähe der Frommes Alpe an einer Forststraße. Schon wieder die Qual der Wahl: Forststraße oder Trail? Welch Frage! Ich wundere mich, mit welcher Leichtigkeit mein Kleiner über die verblockten Passagen und Wurzelteppiche hinwegschwebt. Dieser Familienurlaub wird wahrscheinlich keine Kinderüberraschung, sondern eine Elternüberraschung!
Weitere Informationen
Mehr Details zum Mountainbiken in Serfaus-Fiss-Ladis findet Ihr hier.
Text: HPR / Anton Rieger
Bilder: Christian Waldegger
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