Livigno und was „Little Tibet“ mit dem Giro und den fünf Ringen zu tun hat

Livigno
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Livigno bietet Outdoor-Fans optimale Bedingungen für einen sommerlichen Aktivurlaub mit Wandern und Radfahren im Hochgebirge.
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Wir stellen euch den Ort Livigno im Veltliner Tal, welches auf über 1.800 m Höhe in diesem Beitrag vor. © Livigno.eu

Die meisten Wintersportfans kennen Livigno. Der Ort im Veltliner Tal liegt auf über 1.800 m Höhe und wird von zahlreichen Gipfeln umfasst, insgesamt 115 km Pisten aller Schwierigkeitsgrade machen die Region zu einem echten Wintersportparadies. Wir möchten Euch heute vorstellen, was man im Sommer in Livigno erleben kann, denn auch in der warmen Jahreszeit hat der Ort für Outdoor-Fans eine Menge zu bieten.

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Livigno ist “Duty-Free” Zone

Livigno befindet sich Norden der Lombardei an der Grenze zur Schweiz. Aufgrund der Lage und Abgeschiedenheit des Ortes kennt man Livigno auch als „Little Tibet“. Napoleon persönlich gewährte dem Tal im Jahr 1805 Privilegien bei den Steuer- und Zollrichtlinien, die bis heute gelten. Das führt dazu, dass Livigno „Duty-Free“ Zone ist. Alkoholische Getränke, Parfums und Treibstoffe lassen sich hier günstiger einkaufen. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs lag der Benzinpreis etwa 35 Cent unter deutschen Tankstellen.

Hat man die Anreise über die Bergstraßen und den Tunnel „Munt La Schera“ geschafft, begrüßt Livigno den Besucher mit einer Vielzahl an Beherbergungsbetrieben, Restaurants und Geschäften. Da es den Tourismus im nennenswerten Umfang erst seit der ganzjährigen Anbindung des Tals in den 60er Jahren gibt, sind viele Unterkünfte neu und modern. Der lebhafte Ortskern lässt sich gut zu Fuß erkunden. Zwei Drittel der Besucher kommen in der Wintersaison, der Rest in der ruhigen Zwischensaison sowie im Sommerbetrieb, der von Mitte Juni bis etwa Ende September läuft.

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Livigno verfügt über 3.200 km kartierte Rad- und Wanderwege, die im GPX-Format zur Verfügung stehen. Allein auf der offiziellen Webseite Livigno.eu gibt es über 90 Routenempfehlungen aller Schwierigkeitsgrade, unzählige weitere lassen sich auf den gängigen Wander- und Bike-Plattformen finden. Livigno hat zudem eine eigene App, die kostenfrei heruntergeladen werden kann und Urlaubern einen umfassenden Überblick über Aktivitäten, Routen, GPS-Tracks, Berghütten, Restaurants und Öffnungszeiten bietet.

Livigno bietet Wanderern Touren jedes Schwierigkeitsgrads

Urlaubern, die mit Kindern unterwegs sind oder es ruhig angehen lassen möchten, empfehlen wir die Wanderung von Livigno nach Cascate della val nera. Sie dauert etwa zwei Stunden. Oder man nimmt die Seilbahn auf den Mottolino, den Hausberg Livignos, und wandert von der Bergstation zum Crap Dala Parè. Unterwegs hat man einen spektakulären Blick auf das Tal von Livigno und Trepalle.

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Wenn die Kids Lust auf Klettern haben, bietet sich ein Besuch im Kletterpark Larix Park an.

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Wer es anspruchsvoller mag, dem bieten die umliegenden zehn Dreitausender reichlich Auswahl für eine anstrengende Tages- oder Mehrtagestour. Schön und vergleichsweise ruhig ist zum Beispiel der Weg ab Trepalle um den Monte Pettini, der am Cancano See vorbeiführt. Auf knapp 20 km bewältigt man über 900 Höhenmeter und hat die Chance, zahlreiche Naturschönheiten und mit etwas Glück auch verschiedene Wildtiere im Gebirge zu sehen. Ebenfalls anstrengend, aber landschaftlich sehr reizvoll ist der Aufstieg aus Livigno zum Carosello 3000.

Viele Wanderwege sind alte Schmuggelrouten, zu deren Historie die Bergführer schöne Geschichten erzählen können. Die Lage des Tals von Südwesten nach Nordosten sorgt dabei für außergewöhnlich viele Sonnenstunden, die bei einer Wanderung im Hochgebirge zu einer großartigen Kulisse beitragen.

Livigno und Mountainbikes – Buon divertimento!

Die Lage im Talkessel und die vergleichsweise sanfte Topografie der Bergwelt machen Livigno zum idealen Ziel für Mountainbiker.

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Vor Ort befinden sich zahlreiche Fahrradverleihstationen, insgesamt warten über 1.000 Leihräder in der Sommersaison auf abenteuerlustige Mieter. Zudem gibt es eine Vielzahl von Guides, die über die Touristeninformation vermittelt werden können. Wer das Fahren im Gelände von der Pike auf erlernen möchte, kann einen Kurs in der lokalen Bike-Schule buchen und sich in einem der zwei Bike Parks (Mottolino oder Carosello 3000) langsam an höhere Schwierigkeiten herantasten, bevor es dann ins schwere Gelände geht. Livigno verfügt über zahllose Trails, viele bieten einen spektakulären Ausblick ins Tal oder auf die schneebedeckten Gipfel des Hochgebirges. Eine Tour der mittleren Schwierigkeit ist die Rundtour Trela Alpisella, sie bietet besonders schöne Ausblicke.

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Livignos Umgebung mit dem Rennrad entdecken

Nicht nur die Fans der breiten Reifen finden ideale Bedingungen vor. Wer lieber auf der Straße unterwegs ist, hat die Qual der Wahl zwischen unterschiedlichen Optionen, wobei das Wort Qual auf Wunsch durchaus wörtlich zu nehmen ist. An kaum einem anderen Ort gibt es so viele steile Passstraßen wie in der Provinz Sondrio, zu der Livigno gehört.

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Wer sich einer echten Herausforderung stellen will, der nimmt sich die Strecke von Livigno über Bormio und das Stilfser Joch nach Prad vor. Die etwa 80 km führen über mehrere hohe Pässe und sind eine echte Herausforderung für Mensch und Material. Die einschlägigen Radportale bieten zahllose weitere Routenvorschläge jeder gewünschten Schwierigkeit.

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Livigno und der Giro

Wo wir gerade von Herausforderungen sprechen: Die Königsetappe des Giro D’Italia 2024 führte vom Gardasee aus Manerba del Garda über 222 km hoch nach Livigno. Der Husarenritt von Tadej Pogačar hoch ins Ziel auf den Mottolino wird Radsportfans noch lange in Erinnerung bleiben. Wir hatten das Glück, genau an diesem Tag in Livigno zu sein. Die Stimmung in der Stadt und an der Strecke war absolut herausragend. Wer mal die Gelegenheit hat, eine Zielankunft dieses Klassikers live zu erleben, sollte die Chance auf jeden Fall nutzen.

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Wellness oder Höhentraining mit den Olympioniken

Nach einer anstrengenden Wanderung oder Radtour tut eine Massage oder ein Saunagang besonders gut. Wer eine Unterkunft ohne entsprechende Möglichkeiten gewählt hat, dem empfehlen wir das Wasser- und Sportzentrum Aquagranda. Hier finden erholungsbedürftige Urlauber Erholung und Entspannung, die Anlage verfügt über ein breites Angebot an Wellnessangeboten.

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Es gibt aber auch das Gegenteil von Entspannung, denn das Aquagranda ist zugleich einer der italienischen Olympiavorbereitungsstützpunkte mit einem breiten Angebot an Trainingsmöglichkeiten. Diverse Weltklasse-Triathleten bereiten sich hier in der Höhenluft auf ihre Wettkämpfe vor. Auch Profi-Fußballvereine sowie Ruder- und Schwimmnationalteams nutzen die Anlagen regelmäßig für ihre Trainingslager.

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Wer keinerlei athletische Ambitionen hat und einfach einen schönen Tag im Wasser mit der Familie erleben möchte, der nutzt das Rutschenparadies und den Familienbereich.

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Livigno kann auch Wassersport

Allen Wasserfreunden, die einen See bevorzugen, sei der Lago di Livigno empfohlen. Es handelt sich um einen künstlichen Stausee, dessen Wasser zur Stromerzeugung genutzt wird. Er nimmt das Schmelzwasser der Berge und Flüsse auf und ist daher aufgrund der ganzjährig erfrischenden Wassertemperaturen eher zum Kajakfahren oder Stand-Up-Paddling als zum Schwimmen geeignet. Kinder freuen sich über eine Tour mit dem 5-Personen-Tretboot zum Floating Island in der Mitte des Sees. Der Schalter des Bootsverleihs findet sich ebenfalls im Aquagranda.

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Die Olympischen Spiele 2026 in Livigno

Livigno ist nicht nur Olympiastützpunkt, sondern auch Austragungsort einiger Wettkämpfe der Olympischen Winterspiele, die 2026 in Italien (Milano Cortina) stattfinden werden. Insgesamt werden 26 Medaillen in diversen Freestyle- und Snowboard-Disziplinen in Livigno vergeben. Einige der besten Wintersportler Italiens kommen aus der Region und haben dementsprechend ein Heimspiel.

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Besonders bemerkenswert ist dabei, dass soweit es geht bereits existierende Anlagen für die Wettbewerbe genutzt werden sollen und alles andere so konstruiert wird, dass es möglichst ressourcenschonend wieder entfernt werden kann. Die Athleten werden in den örtlichen Hotels untergebracht. Auf ein Olympisches Dorf in Livigno wird bewusst verzichtet.

Regionale Spezialitäten Livignos

Aktivurlaub macht hungrig und wie nahezu jede Region hat auch Livigno typische Spezialitäten zu bieten. Da das Leben als Bergbauer hart und anstrengend war, sind die Gerichte zumeist deftig und gehaltvoll. Zudem werden sie mit dem zubereitet, das lokal angebaut wird. Wir haben zwei Tipps, die wir zur Verkostung empfehlen möchten. Weitere Anregungen finden sich im Kochbuch „Leina da Saor“, das über 100 alte und neue Rezepte Livignos beinhaltet.

Als Vorspeise raten wir zu „Sciatt“, was aus dem Dialekt wörtlich übersetzt so viel wie „Kröte“ bedeutet. Aber keine Sorge, wir sind ja nicht in Frankreich. Es sind frittierte Käsebällchen in Buchweizenpanade. Ihr seht sie auf dem folgenden Bild im Vordergrund.

Zum Hauptgang hatten wir „Pizzoccheri della Valtellina“. Das ist eine Pasta aus Buchweizen, die mit Kartoffeln, Wirsingkohl und Käse serviert wird und wirklich satt macht.  Wer danach noch Appetit hat, kann sich mit einer Portion Tiramisu den Rest geben.

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Apropos Rest, hier unser Fazit: Livigno ist nicht nur im Winter eine Reise wert. Outdoor-Fans werden auch im Sommer zahlreiche Optionen für einen tollen Aktivurlaub in der Natur finden. Insbesondere ambitionierte Radfahrer und Tourengeher kommen voll auf ihre Kosten. Dank des breiten Angebots an eBikes und vieler Liftanlagen haben auch Anfänger oder Familien mit kleineren Kindern die Möglichkeit, tolle Aussichtspunkte in den Bergen zu erreichen. Wir kommen auf jeden Fall wieder!

Diese Reise wurde unterstützt von der Tourismusorganisation Livigno.eu. Einige Bilder und Informationen sind den Presseinformationen und den Webseiten des Tourismusverbands entnommen. Dieser Beitrag wurde von Oliver Riekenbrauk erstellt.

Weiteres Reisethema auf Outdoor Elements: Die 3-Länder Enduro Trails begeistern Mountainbiker jeder Altersklasse mit flowigen Trails und einem atemberaubenden Bergpanorama.

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